Acht Frauen stehen erwartungsvoll im Kreis, vor sich die Buggies mit ihren Babies, die vor dem Regen geschützt werden durch transparente Plastikhüllen, auf denen sich bereits bedenklich viele Tropfen sammeln. „Wir verlegen das Training heute auf die Rennbahn, unter der Tribüne können wir unsere Übungen im Trockenen machen“, kündigt Grauten an und marschiert munter voran. „Wir werden schneller, wir laufen“, ruft sie und blickt über ihre Schulter zurück, während die Mütter mit ihren Kinderwagen hinter ihr her joggen. „Wir werden wieder langsamer, machen einen Ausfallschritt und gehen mit beiden Beinen tief nach unten, eine Hand am Kinderwagen, die andere in die Hüfte“, ruft Grauten. Und so geht es schwungvoll bis hin zur Rennbahn-Tribüne, wo die Mütter ihre Kinderwagen parken, sich dann am Fuß der Tribünen-Treppe aufstellen. „Achtung“, ruft Grauten, „jetzt alle die Treppe hochlaufen, im Seitschritt eine Sitzreihe entlang bis zur nächsten Treppe bewegen und zügig die Treppe wieder herunterlaufen! Danach wieder nach oben und dabei zwei Treppenstufen auf einmal nehmen! Und: lächeln!“ Letzteres fällt den Frauen nicht schwer, mit sichtlichem Eifer stürzen sie sich ins Training, das es ganz schön in sich hat. Rechtes Bein auf eine der Sitzbänke legen, mit dem anderen Bein tief in die Knie gehen, unten bleiben und mit dem gebeugten Bein in minimalsten Bewegungen auf und ab wippen. Oder: Sich auf einer Sitzbank mit beiden Händen nach hinten abstützen, den Po von der Bank nach vorne schieben, als würde man sich in die Luft setzen wollen und dann beide Arme auf der Bank hoch und runter beugen als Training für den Trizeps. „Den Bauchnabel fest nach innen ziehen“, feuert Grauten die Frauen an, „und nicht vergessen: lächeln!“
Das Fitnessprogramm bringt alle gut ins Schwitzen, zum Beispiel Ina Janssen: Die 32-jährige zahnmedizinische Fachangestellte in Elternzeit und Mutter ihres sieben Monate jungen Töchterchens Maja ist seit Kurzem bei „GOmamaGO“ dabei. „Vor meiner Schwangerschaft habe ich regelmäßig Yoga gemacht und bin schwimmen gegangen“, erzählt Janssen jetzt mit roten Wangen, „beides geht nicht mehr, da die Yogakurse in die Abendstunden fallen und ich niemanden habe, der auf mein Kind aufpassen würde, während ich im Schwimmbad bin.“ Umso glücklicher war sie, als ihr eine Freundin von „GOmamaGO“ erzählte: „Hier kann ich etwas für mich und meinen Körper tun und muss mir keine Sorgen um mein Kind machen. Denn ich kann es nicht nur mitnehmen, sondern auch aktiv ins Training einbeziehen.“ Der Zeitpunkt dafür ergibt sich quasi von selbst. Während die Mütter auf den Rängen gesportelt haben, ist es in den
Kinderwagen immer unruhiger geworden. Nun ertönt das erste Krähen. „Wer möchte sein Kind einmal rausnehmen?“, fragt Grauten. „Dann mache ich jetzt Übungen, bei denen die Kinder dabei sein können.“ Das lassen sich die Mütter nicht zweimal sagen, fröhlich heben sie ihre Kleinen aus den Wagen. Und die gute Laune beruht auf Gegenseitigkeit. Die Babies lachen und strampeln freudig, während Mama sie für eine Übung zur Kräftigung der Arme sanft von einer Seite zur anderen schwingt. Oder sie auf die Sitzbank legt, um über ihnen Liegestütze an der Lehne zu machen – neugierig von unten beobachtet von ihrem Nachwuchs. „Ich habe den Eindruck, dass die Babies es immer ganz unterhaltsam finden, wenn Mama da so herumturnt“, nickt Grauten lächelnd. „Frische Luft und Bewegung: Diese Kombination ist einfach unschlagbar. Da hat übrigens auch ein Baby-Blues keine Chance.“ Ein Bikini-Body umso mehr.
Cornelia Grauten (33) bietet ein Outdoor-Training mit dem Kinderwagen im Krefelder Stadtwald an.
Krefeld. Sport an der frischen Luft treiben und das zusammen mit dem Nachwuchs – der Traum vieler frisch gebackenen Mütter. Cornelia Grauten (33) macht es möglich. Vor rund einem Jahr entwickelte die gelernte Physiotherapeutin das Konzept „GOmamaGO – Therapie und Fitness für Mamas“. Anlass dafür war die Geburt von Töchterchen Ida im Februar 2013.
„Ich habe während der Schwangerschaft selber gemerkt, wie sich der Körper veränderte. Obwohl ich nach der Geburt regelmäßig Sport gemacht habe, hielten sich Problemzonen wie Bauch und Beckenboden einfach hartnäckig“, sagt die Krefelderin. Nach diversen Fortbildungen, unter anderem zur Fitnesstrainerin für junge Mütter und für indische Babymassagen, erarbeitete sie in ihrer einjährigen Elternzeit das Bewegungskonzept mit einem „Outdoor-Training mit dem Kinderwagen“ als Herzstück des Programms. Mit ihrer Idee war sie auch für den Gründerpreis nominiert, der dieses Jahr zum zweiten Mal von der Volksbank Krefeld, der Wirtschaftsförderung und der WZ vergeben wurde.
Immer mehr Mütter nehmen das Angebot wahr
Ausgangspunkt für die Trainingsstunden ist der Krefelder Stadtwald. Mit dabei – die Kleinen im Kinderwagen. „Nach dem Aufwärmen machen wir ein Intervalltraining, zwischendurch immer mal wieder unterbrochen durch Kraftübungen mit dem eigenen Körpergewicht, Bällen oder Bändern“, erklärt die junge Mutter. Auch Brücken und Bänke, die auf dem Weg liegen, werden mit in das Programm eingebunden. Zum Abschluss wird noch auf der Matte trainiert – mit dem Nachwuchs als Gewicht.
Die Babys sollten im Alter zwischen acht Wochen und einem Jahr sein. „Danach sitzen die Kinder meistens nicht mehr lange genug ruhig im Kindergarten“, so Grauten. Inzwischen hab sich das Angebot herumgesprochen und findet immer mehr Zuspruch: „Die Outdoor-Fitness wird in Krefeld sehr gut angenommen, es gab einfach bisher kein entsprechendes Angebot. Neben dem sportlichen Aspekt können die Frauen auch neue Kontakte zu anderen Müttern knüpfen.“
Sportliche Begleitung durch die Schwangerschaft
Seit diesem Jahr bietet Cornelia Grauten auch Schwangerschaftskurse an, um die Frauen schon von Anfang an zu begleiten. „Je eher man anfängt zu trainieren, desto eher ist man auch wieder fit.“ Wer abends ohne Kinder noch etwas für sich und seinen Körper tun möchte, kann an einem der Pilateskurse teilnehmen. Seit neustem gibt es auch eine Alternative zum Kinderwagen – die Babytrage. „Es gibt immer mehr Mamis, die ihre Lieblinge nahe am Körper tragen wollen. Genau darauf geht das neue Angebot ein“, erklärt die 33-Jährige.
Töchterchen Ida war bei den Sportstunden übrigens nicht dabei: „Ich möchte mich während den Stunden auf meine Kunden konzentrieren und individuelle Ratschläge geben.“ Im Durchschnitt sind die Mütter 30 Jahre alt. Natürlich sind auch die Väter herzlich willkommen. „Aber bis jetzt hat sich scheinbar noch keiner getraut“, sagt Cornelia Grauten und lacht. Interessierte Mamis und Papis haben jederzeit die Möglichkeit, an einem Probetraining teilzunehmen.
GOmamaGO -Therapie & Fitness für Mamas
Seit März 2014 gibt es ein neues Fitnessangebot für Mamas in Krefeld und Umgebung. „Outdoorfitness mit dem Kinderwagen“
bietet der sportlichen Mama intensives Training, abgestimmt auf die speziellen Bedürfnisse nach einer Schwangerschaft und Geburt, kombiniert mit
frischer Luft. Das Baby ist im Kinderwagen immer dabei und wird teilweise in die Übungen integriert. Sowohl Mama als auch Baby profitieren von diesem Training, welches unter physiotherapeutischer
Anleitung in kleinen Gruppen durchgeführt wird. Ein Probetraining ist jederzeit unter vorheriger Anmeldung möglich. Weitere Angebote bei GOmamaGO sind Babymassage, Pilates mit Baby, Pilates für
Mama, Physiotherapie und Massagetherapie. Die Kurse sind sind bei vielen
Krankenkassen als Präventionsmaßnahme anerkannt. Mit der Krefelder Familienkarte erhält man 10 Prozent auf die erste 5er- oder
10er-Karte.
_Sarah Weber
Krefelder Mütter spenden für Flüchtlings-Mütter
Gemeinsam mit ihren Kursteilnehmerinnen hat Physiotherapeutin Cornelia Grauten 15 Umzugskartons mit Windeln, Feuchttüchern und Babytragetüchern für Flüchtlingskinder gesammelt. Jetzt wurden die Spenden der engagierten Mütter abgeholt und weitergeleitet.
„Angesichts der Not der Flüchtlinge wollten wir gerne etwas spenden, was Flüchtlings-Müttern und ihren Kleinkindern unmittelbar hilft“, sagt die Inhaberin des Fitness-Unternehmens „GOmamaGO“, Cornelia Grauten (Foto). Sie nahm Kontakt zur Caritas auf und startete danach einen Aufruf. Innerhalb weniger Wochen kamen 15 Umzugskartons zusammen, die jetzt von der Caritas bei Familie Grauten abgeholt wurden. „Diese Spende ist ein gutes Beispiel dafür, wie durch kurze Kontaktaufnahme mit uns per Mail genau die Sachspenden zusammenkommen, die auch wirklich dringend benötigt werden“, freute sich Caritas-Sachbereichsleiterin Eva Renard bei der Spendenübergabe. Ein Dank gehe auch an die Stadt Krefeld, die ebenfalls unkompliziert mitgearbeitet habe.